Aus der Serie Alltagsidyllen, 2008-2020, Dresden, digitaler Fotodruck, 60 x 40 cm

 


Alltagsidyllen | Dresdner Straßenfotografien aus den Jahren 2008 bis 2020

 

Menschen hinterlassen ihre Spuren auf den Straßen der Stadt. Verlorenes, Vergessenes, Stehen-Gelassenes wird zum Hauptakteur auf den Straßenfotografien. Die Spuren des Alltags werden ihrer Verlassenheit entrissen und in ein neues Licht gerückt. Die Dingwelt erhält ein Eigenleben und kann, wenn man ihr zuhört, von ihren ehemaligen Besitzern berichten.

 

„Unser Alltag ist unscheinbar, demütig und still. Vieles ist von hoher Schönheit,
vieles aber ist auch an ihm, was ästhetisch mißlungen, inhaltlich aber von großen Interesse ist.
(Dr. Verena Wagner-Pfisterer, 2006)“

 

Alltagsidyllen versus Alltagsskulpturen. Auf der Suche nach der Bedeutung der Dinge und nach deren Sinn für den Betrachter begebe ich mich in den Alltag hinein. Meine Fotografien weisen auf Spalten und Risse hin, in denen eine Abweichung von dem gewohnten Alltag stattfindet. Dieser Werkansatz setzt ein offenes entgrenztes Sehen voraus. Die Dinge entwickeln ein Eigenleben und das Absurde wird alltäglich. Ich halte Unspektakuläres und Abseitiges – die alltägliche Banalität am Rande der Straße fest. Diese Gegenstände befinden sich zwar im Alltag, sie selber aber sind nicht mehr alltäglich und werden dadurch zu einem ästhetischen Gegenstand, zu einer Alltagsskulptur. Menschen werden in erster Linie über die von ihnen hinterlassenen Spuren repräsentiert. Beim Straßendurchlaufen mit der Kamera erlange ich eine Art Aufenthaltsgenehmigung für die Straße. Eine Bedingung und Übung bei meinem Straßendurchlaufen ist die des Vergessens der stadtorganisatorischen Ordnung, um sich in einer Mischung aus stadtgeographischen, ethnologischen und literarischen Interesse treiben zu lassen.


© Frank K. Richter-Hoffmann  |  Dresden, 2020

 

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