„Kunst ist für mich ein Privileg,

ein Segen und eine Erleichterung",

sagte Louise Bourgeois (1911 – 2010).

Kunst war ihr wichtigstes Lebenselixier.

 

„Das Atelier wird

zur Bühne, zur Orchestra der alten Griechen,

zum Tanzplatz des Chores oder wie im Französischen zum Orchestre,

zum Spielplatz der Musik.

(Prof. Dr. Eugen Blume: In Was ist der Sinn?

Schimansky, Hanns (*1949): Mikrokanonisches Orchester,

Leonhardi-Museum, Dresden, 2014, Seite 4)

 

„Man malt nie, was man sieht oder zu sehen glaubt.

Man malt mit tausend Schwingungen

den Schlag, den man erhalten hat.

(Stael, Nicolas de (1914 – 1955): Mainpost vom 28.12.2015, Seite 21)"

 

Arbeitsfassung (Stand 25.08.2020)

 

Nächtliche Beobachtungen,
eine Kulturgeschichte des Transits und wie klingt bewegte Farbe im Raum?

 

Diese Untersuchung findet im Hinblick auf das Zusammenspiel von Bewegung  ∙  Farbe  ∙  Klang  ∙  Raum  ∙  Resonanz in einem traum-ähnlichen Zustand, hier genannt Schwebezustand, in den nächsten Jahren statt.
Ich habe eine Ahnung davon, dass sich die Antwort auf diese Frage performativ vollziehen wird und die künstlerisch-wissenschaftliche Auseinandersetzung in die Performanz „Und morgen fahre ich in die Frohe Zukunft" 2025 im Festspielhaus Hellerau in Dresden münden wird.

 

Dem Institut für Elementare Zeichensysteme (gegründet 2008) kommt mit der Erzeugung von elementar-grundlegenden Formen (den typischen Frank-K.-Richter-Hoffmann-Formen - Zitat: Dr. Jördis Lademann) die Rolle zu, Synästhesie zu integrieren und erlebbar zu machen. Das Institut gibt eine innere Ordnung vor, hat einen inneren Gleichklang – gleichwohl das Umfeld feindlich eingestellt ist – und untersucht die Möglichkeit für Notationsformationen meiner Zeichensysteme.

 

Bei dem Herstellen von farbigen Arbeiten auf Papier wurde mir klar, dass ich hierbei mindestens zwei unterschiedliche Wahrnehmungssysteme bearbeite, die ich während des Entstehungsprozesses gleichzeitig verknüpfe. Zum Einen sind es die äußeren Elemente, die die Realität und die Oberflächen der Dinge verkörpern. Von ihnen gehen Schwingungen und Resonanzen aus. Zum Anderen sind da die inneren Bilder, die aus einem Prozess mit Farbe, Innenraum und Papier mit Hilfe von organischen Mustern (Zitat: Karin Weber) entspringen. Diese Dualität generiert das Spannungsfeld meines künstlerischen Tuns.

 

Der Bogen von der gleichzeitigen Wahrnehmung der Sinne vom Außen und zu der gleichzeitigen Manifestation von inneren Räumen in einer Vielzahl von Empfindungen liegt im Rahmen des Möglichen. Es lässt eine Vielzahl von Werken mit folgenden Techniken entstehen: Druckgrafiken, Straßenfotografien sowie malerisch-zeichnerische Impulse auf Papier. Der Werkprozess vollzieht sich an unterschiedlichen Orten eben von Dresden aus.

 

Die Spaltung zwischen Außen und Innen ist aufgehoben. Somit übernehme ich die Funktion eines bewegten Beobachters. Dieser wechselt einerseits zwischen den Resonanzen des Gehirns bzw. der mentalen Vorstellungskraft und anderseits den tatsächlichen Erscheinungen auf dem Papier. Jedoch gibt es die Unmöglichkeit in der Möglichkeit. Zitat: der Synapsenfriedhof (16.01.2018, S. J.). Um im Bild zu bleiben, im Sinne nach Walter Benjamin, die Absurdität des Alltags.


„Was ist die Zeit? Ein Geheimnis, – wesenlos und allmächtig. Eine Bedingung
der Erscheinungswelt, eine Bewegung, verkoppelt und vermengt dem Dasein
der Körper im Raum und ihrer Bewegung. (...) Frage nur! Ist die Zeit

eine Funktion des Raumes? Oder umgekehrt? Oder sind beide identisch?
(Mann, Thomas: Der Zauberberg, Band 2, Frankfurt am Main 1967, Seite 365)"

 

In mir keimt jedoch die Frage auf: Wie klingt bewegte Farbe im Raum? Bei diesem Phänomen der bewegten Farbe stelle ich mir eine Resonanz vor einem inneren Monitor vor. Diesen Bildschirm befrage ich bei der künstlerischen Praxis dazu.

 

Ohne bereits eine wirkliche Antwort darauf zu haben, zeige ich mit Hilfe von Beispielen ganz unterschiedlicher künstlerischer Arbeiten (El Lisitzkij: Die Prounenwelt, György Ligeti: Das Clustern oder Franz Erhard Walther: Die Gleichzeitigkeit von Handlung und Form beim Hantieren mit Materie und Raum.) ihre Ansätze auf und vergleiche sie mit meinen Methoden, d.h., der poetischen Lebensführung (Zitat: Prof. Ulrike Grossarth).

 

Ich gebe einen Bogen zum eigentlichen Thema der Arbeit folgender Maßen vor:

 

Wie entstehen Bewegungsverläufe im inneren System des Menschen und wie manifestieren sich diese Bewegungen der inneren Strukturen im Außen, ob auf dem Papier oder im Raum? Wodurch wird dieser Prozess in Gang gesetzt und wie kann die Wahrnehmung stimuliert werden? Die Aufgabe meiner Arbeit besteht weiter darin, den Bogen von der gleichzeitigen Wahrnehmung der Sinne zum gleichzeitigen Manifestieren der Zustände bzw. Orte zu spannen. Dabei möchte ich nicht aus dem Auge verlieren, dass diese Zustände bzw. Orte des Transits vergleichbar im Sinne von Passage und Durchgang sind. Die Frage nach dem Anfang und nach dem Ende stellt sich hier nicht. Wir befinden uns direkt im Tauchstadium, oder einfacher gesagt: Tauchstation, hier die Haltestelle: Dresden-Mitte, als Basisstation.

 

Deshalb will ich versuchen, mich in das grundlegende Erkennen sowie Begreifen von Welt, anhand von Beispielen zum Thema: Bewegung ∙ Farbe ∙ Klang ∙ Raum ∙ Resonanz und dem Schwebezustand, zu begeben, um konkreter zu werden. Somit stellt sich die Frage nach dem transitorischen Moment (4. bzw. 5. Dimension), mit gleichzeitigem Bewusstsein für Augen-, Ohren-, Tast-, sowie Geruchs- und Geschmackssinn.

 

Wie verknüpfen sich in diesem Zusammenhang der Kulturgeschichte die Synapsen neu und reagieren diese auf das Phänomen der Synästhesie?

 

Zwei Bildbesprechungen werde ich in meine Arbeit einbinden:

 

1. Das Reich der Flora, 1630, Galerie Alte Meister in der Sempergalerie in Dresden (Nicolas Poussin, 1594 - 1665)

 

Poussin versammelt in seinem Bild „Das Reich der Florazeitgleich zahlreiche mythologische Gestalten aus Ovids Metamorphosen. Die hier gezeigten Personen zeigen ihr Gefühlsleben nach außen und leben nach ihrem Tod als Pflanzen weiter. Es ist ein Reigen, der immer wieder durch Flora und durch die Jahreszeiten angetrieben wird. Mich interessiert die Gleichzeitigkeit vom Aufblühen und vom Welken.

 

2. Mädchen in Blau, 1921, Galerie Neue Meister im Albertinum in Dresden (Oskar Kokoschka, 1886 - 1980)
 

Auf der Suche nach einem neuen Arkadien, fand Kokoschka traumatisiert dieses neue Arkadien in Dresden. Nach der schmerzlichen Trennung von Alma Mahler, diese Beziehung dauerte von 1912 – 1914 an, und dem 1. Weltkrieg (1914 – 1918), bei dem seine Lunge 1915 stark verletzt wurde, blieb Kokoschka ein Suchenender.
Ich stelle mir die Frage, wen dieses Mädchen in Blau abbildet? Stellt dieses Bildnis wirklich Gitta Wallerstein, oder vielmehr ein Idealbildnis dar? Auf der einen Seite kommt dies zum Ausdruck, dass Mahler Angebete und Geliebte war und auf der anderen Seite, führte Kokoschka diese Sehnsucht nach Liebe, Anerkennung, vielleicht zu dem Unerreichbaren, ins Blau, hinüber.

 

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